Innerdeutsche Grenze 2022

Deutschland von Nord nach Süd statt einmal um Europa

Die lange geplante Euro-Tour musste ich leider auf nächstes Jahr verschieben. Das hat aber auch etwas Gutes. Die Reise entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze habe ich ohnehin schon seit Jahren vorgehabt. Jetzt kann ich mich voll und ganz darauf konzentrieren und ohne Zeitdruck die vielen geschichtsträchtigen Orte und Sehenswürdigkeiten erkunden.
Dies wäre der letzte Abschnitt meiner Euro-Tour gewesen. Somit kann ich mir nächstes Jahr diese fast 2.000 KM ersparen und die gewonnene Zeit dann für mehr Entspannung, Sightseeing und Pausen nutzen.

Start in Rostock - Ziel zu Hause

Am Mittwoch den 6. Juli am Abend geht's mit Bahn und Bike direkt nach Rostock, eine ganze Nacht im Zug - eine neue Erfahrung. Den nächsten Tag werde ich nutzen, um mir Rostock anzusehen und fahre dann an die Ostsee und weiter über Wismar bis Lübeck, wo die innerdeutsche Grenze beginnt. Meist am Fernradweg Eurovelo 13 (dem Iron Curtain Trail) entlang führt die Strecke bis zum Dreiländereck zwischen Bayern, Sachsen und Tschechien in der Nähe von Hof.
Dort werde ich den Eurovelo 13 verlassen und quer durch Tschechien radeln, um bei Harbach wieder über die Grenze nach Österreich zu kommen. Insgesamt habe ich etwa 1.900 KM und 14.000 HM vor mir.

6.7. - 7.7.2022: Anreise und Aufenthalt in Rostock

Die Anreise mit dem Zug von St. Pölten nach Rostock war extrem anstrengend. Habe gedacht, ich könnte in der Nacht im Zug schlafen - keine Chance. Es war laut und eng, Maskenpflicht in Öffis in Deutschland, Kreuz- und Nackenschmerzen haben mich fast die ganzen 13 Stunden gequält.

Aber jetzt bin ich da und die Müdigkeit ist auch schon wieder vergangen. Habe mir die Innenstadt von Rostock mit allen Sehenswürdigkeiten angeschaut. Das hier habe ich aufgeschnappt - sozusagen "Selbstverteidigung".

Selbstverteidigung

Morgen geht's richtig los. Zuerst nach Warnemünde an die Ostsee und dann Richtung Lübeck. Bin schon gespannt, ob die Strände wie angekündigt total voll sind.

Resümee der Tour - gefahren von 8.7. - 28.7.2022

Die sportliche Leistung

Ich war maximal gefordert und musste mehrmals an meine Leistungsgrenze gehen. Die Hitze an vielen Tagen der Tour hat die Belastung noch zusätzlich erhöht. Vor dem Anstieg im Harzgebirge hatte ich großen Respekt, letztendlich war das bei weitem nicht so schlimm wie die beiden Tage unmittelbar vor dem Dreiländereck.

Total unterschätzt habe ich die Strecke durch Tschechien. Gleich nach dem Dreiländereck der Abschnitt durch den Böhmerwald entlang des Eisernen Vorhangs wäre mit dem Mountainbike ohne Gepäck schon eine Herausforderung gewesen. Letztendlich war bis zur Ankunft zu Hause keine Erholungsetappe mehr dabei. Besonders die vielen extrem steilen Anstiege mit teilweise über 20 % haben mir jeden Tag die letzte Kraft aus den Beinen gesaugt.

Ich habe eine ganz gewaltige Leistung vollbracht und bin auch wirklich stolz darauf.

Statistik

Statistik zur Tour

 

Die Eindrücke aus der Grenzregion

Der Fall des Eisernen Vorhangs und somit das Ende der innerdeutschen Grenze ist jetzt ca. 30 Jahre her. Trotzdem ist die Grenze größtenteils noch immer sichtbar und spürbar. Nur entlang der Ostsee gibt es keine sichtbaren Unterschiede. Fein herausgeputzt sind die Tourismusorte. Von Lübeck weg ins Landesinnere wird der Kontrast schon sehr deutlich. In den kleinen Dörfern scheint die Zeit seit gut 50 Jahren still gestanden zu sein und in den Städten gibt es viele wunderschöne Gebäude, die leer stehen und langsam verfallen. Viele Junge sind nach der Wende weggezogen und viele von den Alten trauern der Zeit vor der Wende nach, wo es noch eine Gemeinschaft und reges gesellschaftliches Leben gegeben hat.

Deutlich spürbar ist auch die Veränderung zwischen Nord und Süd entlang der Grenze. Je weiter südlicher es geht Richtung Grenze Thüringen zu Bayern, desto weniger werden die Backsteinbauten und Fachwerkhäuser, Straßen mit Kopfsteinpflaster gibt es fast nur noch in den Innenstädten.

Erkenntnisse

Es gibt überall nette und hilfsbereite Menschen und es ist leicht mit Fremden ins Gespräch zu kommen, wenn man mit einem voll gepackten Fahrrad unterwegs ist. Viele interessieren sich für die Strecke, die Ausrüstung, besonders für das Bike und alle bewundern die Leistung oder geben Tipps zu besonderen Sehenswürdigkeiten.

Nicht immer läuft alles nach Plan. Jede Abweichung aber schafft wieder neue Möglichkeiten, die sich sonst nicht ergeben hätten. Diese Tatsache muss man annehmen und erst dadurch wird so eine Reise auch ein Abenteuer.

Ich habe auf dieser Reise wieder sehr viel Erfahrung gesammelt und dazugelernt. Mittlerweile kann ich auch bei Wind und Regen mein Zelt rasch auf- und abbauen. Ich musste auch erkennen, dass ich zu viel Gepäck mitgenommen habe. Man braucht viel weniger als man glaubt. Diese Reise war sehr anstrengend, interessant und lehrreich. Ich bin dankbar, dass ich wieder gesund zu Hause bin. Mittlerweile beschäftigt mich schon die Frage: Wohin geht die nächste Reise?

==> Hier geht's zu den Touren-Infos