Innerdeutsche Grenze 2022
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Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
08.07.2022 | 1 | 105 | 344 | 7:05 | Rostock - Garkow (Campinglatz Liebeslaube) |
Wind und Regen
Der heutige Tag war geprägt von heftigem Gegen- und Seitenwind und Nieselregen bis Schauer. In Rostock noch trocken gestartet, hat es an der Ostsee schon genieselt. Dem entsprechend war die Durchnittsgeschwindigkeit gerade noch im Soll.
Nach Wismar wollte ich irgendwo ein Zimmer für die Nacht finden. Bin dann letztendlich noch ca. 30 KM gefahren um zum Glück einen Campingplatz zu finden - wieder eine neue Erfahrung. Die Nacht wird hoffentlich trocken bleiben, aber es ist schon ziemlich kühl jetzt um 21 Uhr.
Wismar ist eine nette Kleinstadt mit wirklich sehenswerten, interessanten Bauwerken. Leider war ich schon etwas spät dran und konnte nicht mehr davon festhalten.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
09.07.2022 | 2 | 97 | 481 | 6:45 | Garkow (Campinglatz Liebeslaube) - Ratzeburg |
Anstrengender Tag
Meine erste Nacht auf einem Campingplatz im Zelt verbracht und eine gute Erfahrung gemacht. Die Nacht war stürmisch aber zum Glück trocken, habe gut schlafen und am Morgen hat schon die Sonne gestrahlt. Die Fahrt Richtung Lübeck war wieder geprägt von starkem Gegen- und Seitenwind. Und die Strecke auf den letzten 20 KM vor Travemünde war zusätzlich ein ständiges Auf- und Ab.
Habe viele touristisch geprägte Orte entlang der Ostsee gesehen (z.B. Boltenhagen), mit wunderschönen alten Villen und Kurhotels und alles gründlich herausgeputzt. Der weiße Sandstrand wird täglich gereinigt und präpariert. Nur die Badegäste am Strand fehlen - kein Wunder bei dem Wetter.
Mit der Fähre bin ich von Priwall nach Travemünde und dann weiter nach Lübeck. Das war ein nicht enden wollender Zick-Zack mit vielen Ampeln und Eisenbahnkreuzungen, also viel Zeit mit Stehen und Warten verbracht.
Lübeck am Samstag Nachmittag
So viele Menschen zur selben Zeit in einer Fußgängerzone kannte ich bisher nur von Dublin und der Crafton Street. Außerdem war ein extremer Verkehr rund um das Zentrum. Ich habe mich nicht wirklich wohl gefühlt, daher nur schnell ein paar Fotos gemacht, ein Eis gegessen um dann schleunigst Richtung Süden zu radeln.
Herausforderung Zimmersuche
Nach Lübeck Richtung Süden unterscheidet sich die Landschaft und die Infrastruktur ganz wesentlich von der Ostseeküste. Ein bisschen merkt man noch die DDR-Zeit. Dafür ist es aber sehr ruhig und die Landschaft ist wunderschön. Meist führt der Weg durch Auengebiet entlang der Wakenitz.
Leider sind dadurch auch die Übernachtungsmöglichkeiten sehr rar und ich musste bis Ratzeburg fahren um gerade noch ein Hotelzimmer zu bekommen.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
10.07.2022 | 3 | 96 | 364 | 6:00 | Ratzeburg - Lauenburg |
Der Tag hat gut begonnen
Sonntag Morgen ist ein guter Tag zum Radeln. Kaum Autoverkehr auf den Straßen und daher ist es nicht unbedingt notwendig, auf den teilweise holprigen Radwegen zu fahren. Die KM sind nur so dahingeflogen. Meist auf Landstraßen leicht bergauf auf bergab, nur zwischendurch ein paar Abschnitte auf Waldwegen. Die meiste Zeit entlang von kleineren und größeren Seen, wie z.B. dem Schaalsee oder zum Schluss dem Elbe-Lübeck-Kanal.

Abenteuer Quartiersuche
Es ist sich heute mit 90 KM Tagespensum genau bis Lauenburg ausgegangen. Habe mir daher schon 15 KM davor einige Übernachtungsmöglichkeiten angeschaut und bin dann einfach dorthin gefahren. Leider keine Zimmer frei und auch der Campingplatz war keine Option, weil nur Jahresgäste angenommen werden. Also was blieb übrig, als müde und hungrig weiter zu fahren und irgendwo einen Platz für das Zelt zu finden.
Entführt von zwei älteren Damen
Beim Einbiegen auf den Elberadweg habe ich bemerkt, dass mein Vorderreifen einen Patschen hat - auch das noch. Also alles Gepäck vom Rad runter, neuen Schlauch rein und mit der kleinen Pumpe endlos aufpumpen. In diesem Moment kommen zwei nette ältere Damen auf dem E-Bike vorbei und fragen, ob ich alles Werkzeug dabei hätte. Wahrscheinlich habe ich ziemlich verzweifelt dreingeschaut. So sind wir ins Gespräch gekommen, und ich habe ihnen mein Leid bezüglich Übernachtung geklagt. Sie haben sofort versucht, telefonisch bei allen bekannten Adressen ein freies Zimmer zu finden und sind tatsächlich fündig geworden. Sie sind mit mir dann noch die gut drei KM bis zur Pension geradelt. War wirklich ausgesprochen nett von den beiden. Ende gut - alles gut, und wenn's nicht gut ist, ist noch nicht Ende!
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
11.07.2022 | 4 | 111 | 364 | 5:52 | Lauenburg - Hitzacker (mit Umweg) |
Was man nicht im Kopf hat...
Hätte nicht gedacht, dass mir das passieren kann. Bin heute falsch abgebogen und fast in Hamburg (wären nur noch 20 KM gewesen) gelandet - also genau in die falsche Richtung gefahren und das gleich über 30 KM weit. Also Wende um 180° und wieder retour nach Lauenburg.
Bin dann ohne Pause fast 6 Stunde gefahren, weil ich möglichst viel wieder aufholen wollte.
Überraschung
Nach 111 KM musste ich dringend eine Pause einlegen und bin irgendwo auf dem Elberadweg mitten in der Prärie (etwa 5 KM vor Hitzacker) einfach stehen geblieben und habe mich am Ende meiner Kräfte ins Gras gelegt. Nach einer Weile sehe ich da ein Holzbrett auf einem Pfahl angenagelt, auf dem was geschrieben stand. Erst bei genauem Hinsehen konnte ich das Wort "Camping" entschlüsseln. Nachdem es schon später Nachmittag war und ich auch nicht mehr weiterfahren wollte, konnte ich nicht widerstehen, die heutige Tour zu beenden.
Ein wirklich sehr kleiner uriger Campingplatz (Bankerhof) von einem holländischen Paar. Weil ich noch nichts gegessen hatte und das nächste Lokal in Hitzacker ist, hat mir die Vermieterin einen Korb mit allerlei Sachen zum Kochen hingestellt. Da blieb mir nichts anderes übrig, als es einfach einmal zu probieren. Super haben die Spaghetti mit Tomatensugo geschmeckt und vor allem selbst gekocht.

Ob ich die verlorenen KM wieder aufholen kann?
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
12.07.2022 | 5 | 92 | 172 | 5:02 | Camping Bankerhof (Bitter bei Hitzacker) - Arendsee |
Highlight des Tages
Nach etwa 2 Stunden Fahrt ohne Frühstück habe ich schon immer Ausschau gehalten nach einer netten Raststätte und bin tatsächlich fündig geworden. Fast unglaublich, dass es so etwas noch gibt. In einem kleinen Dorf ein Stück nach Dömitz stand ein nettes selbst gebasteltes Schild mit der Aufschrift "Pausen-Cafe" auf der Straße. Bin dort hin gefahren und habe mir eine leckere Suppe und Kaffee mit Kuchen gegönnt. Ich hätte locker den ganzen Tag dort im Garten entspannen können.

Auch hier bin ich vorbeigekommen:

Wieder eine Nacht im Zelt
Es war den ganzen Tag ziemlich heiß - meist zwischen 30 - 35 Grad. Trotzdem bin ich gut voran gekommen. Die Elbe habe ich gleich drei Mal mit der Fähre überquert. Auf der ehemaligen DDR-Seite ist das Fahren doch ziemlich anders, weil es entlang der Strecke in der früheren Sperrzone kaum verbautes Gebiet, sondern nur freie Natur gibt.
Die letzten etwa 20 KM bis Arendsee waren aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse etwas mühsam zu fahren. Habe wieder einen netten Campingplatz am Arendsee gefunden. Fürs Schwimmen hat es aufgrund der Müdigkeit leider nicht mehr gereicht und außerdem war Wäschewaschen schon dringend notwendig.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
13.07.2022 | 6 | 125 | 304 | 7:57 | Arendsee - Oebisfelde |
Öde Gegend - keine Zimmer
Ab Arendsee hat sich die Landschaft dramatisch geändert. Ich bin meist genau die ehemalige Grenze entlang gefahren. Sehr viel davon auf den Kolonnenwegen, die meist noch im Urzustand sind, also nicht wirklich befahrbar. So gings stundenlang zwischen den Feldern dahin, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Zusätzlich erschwerend war der ständige Süd-Westwind, also genau aus der Richtung, in die ich gefahren bin.
Hie und da bin ich durch Dörfer gefahren bzw. bin ich absichtlich ins Dorfzentrum abgebogen, um auf dem Dorfplatz eine Pause einzulegen. Ebenso in Kortenbeck, einem Rundlingsdorf, in dem die Zeit seit gut 40 Jahren stehengeblieben ist. Interessant ist die Anordnung des Hauptplatzes.
Oebisfelde - die verlassene Stadt
Die Zimmersuche hat sich dann leider als sehr schwierig herausgestellt. Es gibt einfach nix. So musste ich froh sein, in Oebisfelde (ca. 16 KM von Wolfsburg) noch ein Hotelzimmer zu bekommen.
Diese Kleinstadt lag während der DDR-Zeit in der Sperrzone. Dort durften nur Menschen wohnen, die ganz einwandfrei loyal waren. Dementsprechend ist die Stadt mit vielen wunderschönen alten Gebäuden total verfallen, viele Häuser stehen leer im Zustand wie nach der Errichtung der innerdeutschen Grenze.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
14.07.2022 | 7 | 59 | 392 | 3:55 | Oebisfelde - Schöningen |
Entspannungstag
Nach der ziemlich anstrengenden Tour von gestern habe ich mir einen Erholungstag gegönnt und bin ganz locker nur 59 KM gefahren. Morgen geht's dann richtig los mit dem ersten schweren Anstieg hinauf nach Ilsenburg.
Geschichtsträchtig

Heute habe ich einige interessante Orte passiert, wie z.B. die Gedenkstätte Marienborn. Hier war während des kalten Krieges die größte Zollkontrollstelle zwischen Ost und West in Europa.
Im "Schacht Marie" bei Morsleben befindet sich das Atommüll-Endlager der DDR. Ein etwas seltsames Gefühl beim Vorbeifahren.
Schöningen
Die Stadt ist ein starker Kontrast zum gestrigen Aufenthalt in Oebisfelde. Man merkt noch stark die DDR-Zeit, aber durch den Salz- und Kohleabbau hat die Stadt in der Vergangenheit profitiert und das sieht man auch an den teilweise gepflegten, schönen Fachwerkbauten. Auch ein sehr modernes Gebäude gibt es am Hauptplatz, das so gar nicht in das Bild passt und der Sparkasse gehört.
Werde den Rest des Tages hier noch maximal entspannen, um für die morgige und kommenden Herausforderungen gerüstet zu sein.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
15.07.2022 | 8 | 87 | 908 | 6:46 | Schöningen - Campingplatz Schierke (Harz) |
Der Kampf gegen den Wind
Gleich von Beginn hat mich die ersten 35 KM starker Gegenwind gebremst. Dazu noch die Platten- und Schotterwege, die ein gutes Tempo unmöglich machen. Von der Ebene und dem Gegenwind ging's fast nahtlos über in die ersten Anstiege auf den Harz. Anfangs noch recht gemächlich, dann ein ca. drei KM langer Anstieg mit ständig zwischen 10 und 15 % Steigung. Da hat sich das schwere Gepäck am Rad richtig bemerkbar gemacht.
Das Harzgebirge
Der Anblick ist wirklich erschreckend. Riesige Flächen sind vollkommen kahl geschlagen. Der gesamte Bestand an Fichten ist von Trockenheit und Schädlingen zerstört. Viele Wanderer sind hier unterwegs und auch für Mountainbiker sind viele Trails vorhanden.

Camping auf 650 m Höhe
Nachdem ich für ein Zimmer ohne Frühstück in Elend (ein unscheinbares kleines Dorf im Gebirge) 90 Euro zahlen hätte müssen, habe ich mein Zelt auf dem Campingplatz aufgeschlagen.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
16.07.2022 | 9 | 87 | 1028 | 6:18 | Campingplatz Schierke (Harz) - Weißenborn |
Gemeinsam statt einsam nach einer kalten Nacht

Die Nacht im Zelt war wirklich frostig. Lediglich 10 Grad, starker Wind und in der Früh hat es auch noch begonnen zu regen. Da war eine Abwechslung sehr willkommen. Bin heute eine ganze Weile mit Anne aus Lübeck gemeinsam geradelt. Sie fährt die selbe Strecke von zu Hause nach Hof. War ganz nett einmal etwas Ablenkung bei der Fahrt zu haben. So vergehen die KM viel schneller.
Wie im Mühlviertel
Nach der Abfahrt vom Brocken war die Landschaft dann wie im Mühlviertel - ständig bergauf und bergab. Lange Zeit war nicht wirklich ein lohnenswertes Fotomotiv zu entdecken. Bin dann spontan nach Duderstadt hineingefahren. Die Stadt ist wirklich sehenswert. Die Gebäude sind echte, seltene Schmuckstücke. Besonders die schiefen Hausfronten sind einzigartig.

Die Gegend ist so einsam und dünn besiedelt, sodass es auch kaum Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Bin letztendlich, ziemlich am Ende meiner Kräfte, auf einem Ponyhof mit jeder Menge Kids gelandet. Das "Zimmer" ist im Nachbarhaus am Dachboden, wo ich gerade einmal in der Mitte des Raumes aufrecht stehen kann. Auch sonst ist hier alles sehr rustikal, aber recht unkompliziert und sehr nett.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
17.07.2022 | 10 | 75 | 448 | 4:42 | Weißenborn - Campingplatz Altenburschla |
Erholungstag und Glückgefühle
Die Nacht im Pony-Hof auf dem Dachboden war sehr ruhig, habe gut geschlafen und das anschließende Frühstück mit lauter selbst gemachten Bio-Spezialitäten war wirklich lecker.

Die Fahrt an diesem Sonntag Vormittag war fast zu schön um wahr zu sein. Kaum Wind und wenig Verkehr auf den Straßen. So habe ich ganz locker und flott die letzten Bergauf- und Bergabstücke bewältigt und endlich das Werratal bei Werleshausen erreicht. Die Werra ist leider eine totale Kloake, weil die gesamten Abwässer aus dem Kali-Abbau in die Werra geleitet werden. Das Wasser und damit auch das Grundwasser ist total übersäuert.
Für heute und morgen habe ich nur noch flach entlang der Werra zu radeln. Und es ist tatsächlich sehr entspannt und teilweise sogar wunderschön durch die Auen entlang der Werra auf meist sehr gut zu befahrenden Wegen zu fahren. Lediglich die Menge an E-Bikern auf dem Radweg ist unglaublich.
Herausforderung Quartiersuche
Wo werde ich heute schlafen? Das ist die Frage, die mich täglich am meisten beschäftigt. Zum Glück gibt es entlang der Werra jede Menge Campingplätze. Dieser Platz bei Altenburschla war wieder ganz besonders. Es ist ein "Selbstbedienungs-Campingplatz", nur Hinweistafeln geben Anweisungen. Der Vermieter ist Holländer und dementsprechend waren zu 90 % Holländer am Platz. Leider gibt es kein WLAN.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
18.07.2022 | 11 | 102 | 376 | 6:25 | Campingplatz Altenburschla - Geisa |
Extrem kalt - extrem heiß
Die Nacht im Zelt war extrem frostig. Trotz langer Hose und T-Shirt und warmer Jacke im Schlafsack hat mich die ganze Nacht gefroren. Dafür war es ab Mittag fast unerträglich heiß mit ständig um die 35 Grad. Das hat mich total ausgelaugt. Dabei wollte ich die letzte Etappe vor den längsten Anstieg auf den höchsten Punkt der Tour mit möglichst wenig Kraftverlust bewältigen. Das wird morgen ziemlich an der Belastungsgrenze kratzen.

Im Rhön-Ulstertal angekommen
Bei Phillipsthal habe ich die Werra verlassen und bin in das Rhön-Ulstertal gefahren. Viele Kilometer lang hat mich bis dorthin der Anblick der gigantisch großen Halden aus dem Kali-Abbau begleitet, ebenso wie die vielen Gedenkstätten und Hinweistafeln entlang der Werra.

Quartiersuche
Wieder einmal im letzten Moment doch noch Glück gehabt. Ich wollte heute unbedingt in einem richtigen Zimmer schlafen. Derzeit scheint es, als wären sämtliche Quartiere in ganz Thüringen belegt. Das letzte Zimmer im Schloss-Hotel Geisa habe ich dank der Hilfsbereitschaft einer Bediensteten nach ihrem Dienstschluss noch bekommen. Nach fast einer Stunde telefonieren in der glühende Hitze war das wie eine Erlösung.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
19.07.2022 | 12 | 85 | 1020 | 6:24 | Geisa - Irmelshausen |
Weltgeschichte
Der Ort Geisa liegt in unmittelbarer Nähe zum Point Alpha, dem Stützpunkt der Amerikaner während des Kalten Krieges und war der westlichste Punkt des Warschauer Paktes. Im Schlosshotel wurden nach der Öffnung Verhandlungen der führenden Staatsmänner wie Gorbatschow, Bush, Kohl, Havel, Walesa usw. geführt. Wahrscheinlich hat einer der Herren im selben Bett wie ich und sicher auch so gut geschlafen.

Bisher heißester Tag
Um 11.00 Uhr hatte es bereits 33 Grad. Dementsprechend zurückhaltend bin ich die heutige Bergetappe angegangen. Nach ca. 20 KM hat ein 7 KM langer Anstieg bis auf eine Höhe von ca. 850 m begonnen. Den Anstieg hinauf nach Frankenheim habe ich ohne Probleme geschafft und die lange Abfahrt nach Fladungen war die Belohnung dafür. Danach wieder einer Landschaft wie im Waldviertel und die Temperatur ist zeitweise auf 40 Grad angestiegen. Aber ich habe mich sehr zurückgehalten mit dem Tempo und einige Liter getrunken.

Zimmersuche schwierig aber erfolgreich
Ich habe zwar relativ schnell ein Zimmer in Irmelshausen gefunden, musste dafür allerdings etwa 20 KM weiter fahren als geplant.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
20.07.2022 | 13 | 55 | 448 | 3:59 | Irmelshausen - Campingplatz Bad Rodenach |
Mehr macht keinen Sinn
Den heutigen Hitzetag habe ich genutzt, um mich von den Strapazen der letzten beiden Tage etwas zu erholen. Bin ganz locker die Hügel raufgefahren, habe jede Stunde fast zwei Liter getrunken, viele Pausen eingelegt und letztendlich mich für eine Nacht auf einem Campingplatz entschieden. Ich hoffe, es kühlt in der Nacht etwas ab. Frostig muss es allerdings nicht wieder werden. Für morgen ist etwas kühleres Wetter angesagt, mal sehen, wie weit ich dann komme.
Zeit genutzt
Nachdem ich schon sehr früh auf dem Campingplatz war, hatte ich noch Zeit, mein Bike einmal von all dem Staub und Dreck der bisherigen Tour zu befreien. Das war nicht nur für das Bike, sondern auch für mich eine Wohltat.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
21.07.2022 | 14 | 76 | 504 | 5:14 | Campingplatz Bad Rodenach - Stockheim |
Sturm und Regen
Eine Nacht bei Sturm und Regen im Zelt war wieder eine neue Erfahrung. Es hört sich im Zelt jedenfalls viel schlimmer an, als es draußen wirklich ist und ich habe gut geschlafen.
Tatsächlich hat es abgekühlt und den ganzen Vormittag war es sehr angenehm zu fahren.

Schöne Landschaft - flotte Fahrt
Habe mich heute von Beginn an sehr gut gefühlt und bin ziemlich flott die Hügel raufgefahren. Wenn ich es nicht gewusst hätte, wäre ich überzeugt gewesen, ich fahre im Waldviertel. Die Landschaft in Franken ähnelt dem sehr. Die Fahrt war sehr abwechslungsreich zwischen Feldern, entlang von Bächen und mitten durch den Wald, auf Radwegen oder Nebenstraßen. Bis auf die wenigen, nicht mehr so schönen Kleinstädte und die letzten paar KM war die ganze Fahrt kein störender Autoverkehr.
Nur ein Anruf
Um mir heute die lästige, endlose Quartiersuche zu ersparen, habe ich bereits um 8 Uhr in der Früh angerufen und tatsächlich gleich ein Zimmer genau dort bekommen, wo ich hinwollte.
Schwerer Tag morgen
Morgen ist der vorletzte Tag der Strecke in Deutschland und da liegen zwei ziemlich lange Anstiege vor mir, der zweite mit teilweise über 10 % Steigung. Daher werde ich morgen erst wieder um Mittag versuchen, ein Quartier zu bekommen, da ich nicht abschätzen kann, ob ich beide Anstiege an einem Tag auch tatsächlich schaffe. Kommt auch auf die Witterung an.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
22.07.2022 | 15 | 81 | 1.088 | 5:51 | Stockheim - Blankenstein |
Dabei hätte der Tag so schön begonnen
Nach einem ausgiebigen Frühstück bin ich den ersten Anstieg hinauf nach Tettau angegangen. Die Strecke verläuft immer schön gleichmäßig mit 2 - 3 % Steigung bergauf, fast nur auf Asphalt und am frühen Vormittag hauptsächlich im Schatten. Hab's gar nicht glauben können, dass ich so schnell oben war.
Bergab dann gleich eine Herausforderung über schlechte Schotterwege und auch über Lochplattenwege, immer hart an der ehemaligen Grenze entlang.

Und dann der Hammer
Von Tettau geht es mit einigen Gegenanstiegen hinunter bis nach Lauenstein und dann folgt ein extremer Anstieg hinauf nach Lehesten. Die größte Herausforderung war ein ca. 2 KM langes Bergaufstück mit ständig um die 10 % Steigung auf sehr schwierigem Untergrund. Vor allem die vielen kleinen Äste und Holzstücke von den Schlägerungsarbeiten auf dem Weg haben die Belastung zusätzlich erhöht. Danach war die Kraft in den Beinen ziemlich am Ende. Nach Lehesten geht es noch ein gutes Stück bergauf, immer mit ein paar kurzen Abfahrten dazwischen. Der Weg folgt ab hier fast immer dem Rennsteig.
Die Quartiersuche heute war kurz und schmerzlos, ein Anruf hat genügt. Der Wirt im Hotel-Gasthof Rennsteig ist ein Ur-Thüringer.

Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
23.07.2022 | 16 | 69 | 1.144 | 5:48 | Blankenstein - As (Tschechien) |
Schlimmer geht's fast nimmer
Bereits kurz nach dem Start heute morgen habe ich gespürt, wie sehr mir nach der gestrigen Anstrengung die Kraft in den Beinen fehlt. Und dann kommt etwa 30 KM lang genau das, wovor ich mich immer gefürchtet habe mit meinem schwer beladenen Bike. Ständig auf und ab und die Ansteige immer extrem steil mit bis zu 23 %! Da musste sogar ich in Hirschberg einmal eine Pause einlegen. Zum Glück sind die Steigungen dann etwas moderater geworden.
Endlich das erste Ziel erreicht

Nach 1.383 KM, 9.013 HM und 92 Std. 7 Min. bin ich am 16. Tag meiner Tour beim Dreiländereck angekommen.
Viel Zeit blieb nicht zum Entspannen, weil die Wolken am Himmel immer dichter geworden sind. Also nur etwas verschnauft, ein paar Fotos gemacht und weiter ging's noch ein Stück in Deutschland, bevor ich bei Faßmannsreuth endgültig in Tschechien eingereist bin. Gleich nach der Grenze ein mir bereits vertrautes Bild. Es gibt nur Landschaft soweit das Auge reicht. Etwa bis 10 KM innerhalb der Grenze wurden alle Bewohner abgesiedelt und die Dörfer geschliffen. Das ist jetzt wunderbar zum Radfahren, muss für die Betroffenen jedoch schrecklich gewesen sein.
Ziemlich am Ende meiner Kräfte bin ich heute Nachmittag in As angekommen. In diese Stadt kommt man nur, wenn man muss oder sich verirrt hat. Es gibt nicht einmal ein anständiges Lokal, wo man etwas essen kann. Mit meinem Quartier habe ich heute wirklich Glück gehabt. Nach diesem Tag ist das meine Belohnung.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
24.07.2022 | 17 | 66 | 848 | 5:11 | As (Tschechien) - Marienbad (Marianskych Laznich) |
Sonntag - Erholungstag?
Nix mit Erholung wie gedacht. Habe die Strecke total unterschätzt. Es war heute fast eine Kopie des gestrigen Tages. Ganz entspannt begonnen, es ist flott gelaufen. Nach Cheb - früher Eger - (ca. 30 KM) ging's dann in den Böhmerwald nahe an die Deutsche Grenze und das für die folgenden 25 KM. Das heißt Kolonnen- und Schotterwege, steiles Gelände, nur auf und ab, Schwitzen und Keuchen. Dafür bin ich allerdings die ganze Zeit im Schatten gewesen. Mit dem MTB wäre es toll hier zu fahren.
Ein Anstieg war so steil (geschätzte 25 %), dass ich das Rad schieben musste und das war auch nicht einfach.

Marienbad

Hier hat die Kaiserzeit ihre Spuren hinterlassen und auch eine Bürde. Viele wunderschöne alte Prachtbauten sind dem Verfall ausgesetzt. Es erinnert irgendwie an Gastein. Mein Hotel für heute Nacht (Pension Elektra) habe ich schon gestern über Booking.com gebucht. Die Fassade ist noch renovierungsbedürftig, innen ist alles ganz neu.
Jetzt habe ich einen richtigen Hunger bekommen und mache deshalb Schluss und suche mir ein gutes Abendmahl. Die Stärkung werde ich für morgen brauchen, denn es wartet wieder eine anstrengende Tour auf mich.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
25.07.2022 | 18 | 94 | 492 | 5:56 | Marienbad (Marianskych Laznich) - Stahlavice (ca. 15 km nach Pilsen) |
Abschied von Marienbad

Die Nacht war unvorstellbar laut direkt neben der Hauptstraße. Autos und Motorräder sind ohne Unterbrechung vorbeigebraust.
Bei der Ausfahrt von Marienbad hat mich überrascht, dass es hier auch ein Schigebiet gibt, sogar mir Kabinenbahn. Es schneit hier allerdings sehr selten und wenn, dann kann man nur ein paar Tage Schifahren, weil das Gebiet auf knapp über 700 m Höhe liegt.
Gleich zu Beginn der heutigen Tour ein 2 km langer Anstieg. Dafür ging es dann lange bergab oder flach dahin. Der Rand von Marienbad in südlicher Richtung ist ein Stelldichein der Superreichen mit riesigem Golfplatz und exklusiven Hotels.
Die Hitze und ein Patschen haben mich gebremst
Heute wieder sehr heiß mit teilweise über 40 Grad. Von den letzten Tagen war ich doch ziemlich ausgelaugt und so musste ich einige Pausen einlegen und hab dadurch viel Zeit verloren. Dann auch noch der zweite Patschen auf meiner Tour. Zum Glück unmittelbar vor dem lange herbeigesehnten Supermarket. So konnte ich vor dem Reifenwechsel noch ausgiebig essen und trinken. Das hat mir geholfen, denn danach lief es trotz der immer noch extremen Hitze wie geschmiert.
Pilsen
Pilsen habe ich erst relativ spät am Nachmittag erreicht. Ich bin bis auf eine kurze Pause für ein Eis auch ohne weiteren Aufenthalt durchgefahren. So wirklich sehenswert ist die Innenstadt nicht.

Zimmer oder freie Natur
Das waren heute die Optionen für die Nacht. Ich habe bei einigen Pensionen im Vorbeifahren angefragt, leider alles ausgebucht. Es war mir aber egal, ich wollte so lange fahren, bis es dämmrig wird und dann einen Zeltplatz suchen. In einem kleinen Dorf (Stahlavice) bin ich dann nach 19 Uhr doch noch fündig geworden. Der Chef des Hauses ist gleich mit mir ins örtliche Gasthaus (das war die Gelegenheit), um mit mir das Bier der örtlichen kleinen Brauerei zu verkosten. Er spricht gut Deutsch und so haben wir uns bei naturtrübem, wirklich gutem Bier ausgezeichnet unterhalten.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
26.07.2022 | 19 | 117 | 1.164 | 7:56 | Stahlavice - Frauenberg (Hluboka nad Vltavou) |
Auf und ab und auf und ab....
Diese Fahrt werde ich so schnell nicht vergessen. Noch sehr müde in den Beinen und auch nicht richtig ausgeschlafen, ging's beinahe den ganzen Tag nur Hügel rauf (meist steil) Hügel runter, dort ist dann ein Dorf und dann wieder Hügel rauf und runter und wieder ein Dorf usw. Es war schon ein Highlight, wenn ein Dorf einmal nicht mit ...vice geendet hat . Ich habe die Anzahl der Dörfer nicht gezählt, aber 50 waren's sicher.

Unbeabsichtigt weiter gefahren als gedacht
In der Früh hätte ich mir noch gewünscht bis Frauenberg - das ist kurz vor Budweis - zu kommen, das schien mir allerdings aufgrund der zu erwartenden Höhenmeter nicht realistisch. Dann habe ich wieder auf gut Glück schon bei ca. KM 80 angefangen, nach einer Pension Ausschau zu halten. Die wenigen, die ich entdeckt habe, waren alle belegt. Ich bin einfach weitergefahren und 10 KM vor Frauenberg habe ich dann über Booking.com ein Hotelzimmer gebucht.
Jetzt bin ich zwar todmüde, freue mich aber, dass ich so weit gekommen bin und die Grenze nach Österreich nicht mehr weit entfernt ist. Allerdings wird die Tour morgen wieder eine Herausforderung, denn es wartet ein ziemlich langer Anstieg nach Budweis auf mich. Aber das werde ich auch noch schafften!
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
27.07.2022 | 20 | 72 | 869 | 5:13 | Frauenberg - Weitra |
Was für ein Genuss

Das kurze Stück von Frauenberg nach Budweis war nach dem gestrigen Tag der wahre Genuss. Entlang der Moldau, flach und schön zu fahren, wie am Donauradweg zu Hause. Bei der Ausfahrt von Frauenberg bin ich an einem riesigen Sportzentrum vorbeigekommen, wo es Anlagen für sämtliche Sportarten gibt. Von Fußball über Leichtathletik bis zu Wildwasserpaddeln. Sogar einen gigantisch großen Kletterparkour haben die aufgebaut.
Budweis
Budweis hat eine schöne Altstadt, sehr lebendig aber nicht stressig, mit wunderschönen Gebäuden am Hauptplatz, dem sehenswerten Samsonbrunnen und vielen kleinen Restaurants und Geschäften.
Nach Budweis gings wieder bergauf, zunächst noch sehr entspannt zu fahren, später wieder mehr steile Anstiege und ein kurzes Stück über einen extrem schwer zu fahrenden Schotterweg. So ging's mit nur einer längeren Pause dahin und plötzlich war sie da, die Grenze. Wieder in der Heimat, auch ein schönes Gefühl.

Nachdem es schon 16 Uhr war und dunkle Wolken aufgezogen sind, bin ich nur noch bis Weitra, obwohl ich die 25 km bis Zwettl noch eingeplant hatte. Macht aber nix, denn morgen geht es ab Gföhl nur noch bergab. Wenn ich nicht bremsen muss, komme ich mit Schwung ohne treten bis nach Hause.
Datum | Tag | KM | HM | Zeit | Strecke |
28.07.2022 | 21 | 105 | 917 | 6:49 | Weitra - nach Hause |
Anstrengend aber schön
Das Waldviertel mit dem Rad ist schon eine Herausforderung, mit dem schweren Gepäck noch viel mehr. Trotzdem ist es wesentlich leichter zu fahren als in Tschechien, wo die Topographie zwar ähnlich ist, die schlechten Straßenverhältnisse die Sache aber noch zusätzlich erschweren.
So war die Fahrt von Weitra bis Gföhl wieder sehr kräfteraubend. Es ist aber leichter gefallen, als die Tage zuvor, vielleicht auch wegen der schönen Landschaft und dem nahenden Zuhause.

Letzter Zwischenstop in Krems
Auf den Abschnitt von Gföhl runter nach Senftenberg habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut, ebenso auf das Eis beim Reimitz. Soviel Zeit musste einfach noch sein. Den Donauradweg bis nach Hause habe ich trotz Gegenwind noch richtig genossen, auch weil meine Anna mir bis Krems entgegengefahren ist. Erfreuliche Feststellung noch am Ende, die Donau hat ein auffallend sauberes Wasser im Vergleich zur Elbe, Werra, Moldau und all den anderen Flüssen entlang der Strecke.
Gut und gesund angekommen, netter Empfang zu Hause und endlich wieder im trauten Heim.