Tour 2023 - Rund um die Adria

 

Radreise in den Süden - Balkan oder italienischer Stiefel

Beide Reiserouten für sich waren eine fixe Idee für irgendwann in den nächsten Jahren. Je mehr ich mich gedanklich damit beschäftigt habe, umso mehr ist der Entschluss gereift, beides miteinander zu verbinden und auch gleich in diesem Jahr anzugehen.

Ein sehr entscheidender Aspekt bei der Tourenplanung war, dass es eine direkte Zugverbindung von Wien nach Udine gibt und ich mir dadurch ca. eine Woche Radreise sowohl am Beginn als auch am Ende der Tour ersparen kann. Für diese Reise habe ich nur begrenzt Zeit zur Verfügung, daher werde ich die gewonnene Zeit für mehr Sightseeing und Pausen nutzen.

Die Route

Auf dieser Tour werde ich nicht nur fleißig in die Pedale treten, sondern auch Bahn- und Fährverbindungen nutzen. Der Start der Radreise erfolgt also in Udine. Von dort geht es durch die Po-Ebene nach Bologna und hinauf in die Toskana bis nach Florenz. Dann über Perugia in die Hauptstadt der Abruzzen L'Aquila, wo im Jahr 2009 ein Erdbeben für massive Zerstörungen gesorgt hat. Danach wende ich mich über Popoli und Chieti der Adriaküste zu und fahre mehr oder weniger entlang der Küste durch wunderschöne und interessante Orte und Städte bis an die Ferse des Stiefels nach Santa Maria di Leuca. Die Fahrt zurück nach Bari zur Fähre nach Albanien werde ich mit dem Zug absolvieren.

Von Durres in Albanien folge ich dann dem Euro Velo #8 bis Bar in Montenegro. Von dort gibt es eine Bahnverbindung hinauf in die Montenegrinischen Berge, die weiter nach Serbien führt. Ich werde in Mojkovac (ca. 30 km vor der Serbischen Grenze) aussteigen und quer über die Berge bis in das Dreiländereck zwischen Bosnien, Serbien und Montenegro radeln. Nach ein paar Tagen Aufenthalt direkt an der Tara-Schlucht (nach dem Grand Canyon die zweit tiefste Schlucht) und einer Bootsfahrt auf der Tara geht's mit dem Rad wieder zurück an die Küste nach Kotor.

Von Kotor fahre ich die Adriaküste über Dubrovnik und Split hinauf bis Zadar, um dort in die Fähre nach Rijeka und weiter nach Pula zu steigen. Ich könnte aber auch bereits in Split die Fähre nach Rijeka nehmen, falls ich ein paar Tage einsparen möchte. Entlang der Küste Istriens radle ich über Triest wieder zurück nach Udine, von wo mich der Zug wieder nach Wien bringen wird.

Insgesamt werde ich ca. 2.700 km mit etwa 25.000 HM radeln. Wenn alles wie geplant läuft, möchte ich Mitte April starten und Anfang Juni wieder zu Hause sein. Der Tourenverlauf ist fertig geplant. Die einzelnen Tourenabschnitte können über die nachstehenden Links in Komoot geöffnet werden.

Abschnitt 1: Tour2023#01_Udine - Santa Maria di Leuca

Abschnitt 2: Tour2023#02_Durres - Bar

Abschnitt 3: Tour2023#03_Bar - Dubrovnik

Abschnitt 5: Tour2023#04_Pula - Udine

 

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Resümee zur Tour 2023 - Rund um die Adria

13.4. - 16.5.2023

Nicht alles wie geplant

Früher als ursprünglich geplant bin ich am 17. Mai wieder zu Hause angekommen und ich bin froh darüber. Die eigene, erschöpfte Leistungsfähigkeit und die äußeren Umstände (Regen, Kälte) haben mich gezwungen, die Tour zu verkürzen und zwei wesentliche Abschnitte nicht zu fahren.

Die Fahrt quer durch Montenegro bis an die Grenze zu Bosnien in das Ethno-Dorf Camp Grab habe ich mir aufgrund der bereits stark spürbaren physischen und mentalen Müdigkeit nach der Ankunft in Bar nicht mehr zugetraut. Stattdessen bin ich mit einem Mietauto in das Camp gefahren, habe dort zwei Nächte verbracht, die Raftingtour auf der Tara absolviert und mich wieder etwas erholt. Das war die absolut richtige Entscheidung, denn die langen und steilen Anstiege in den Bergen hätte ich wahrscheinlich nicht geschafft.

Ursprünglich wollte ich mit dem Rad bis Zadar fahren und dann mit der Fähre nach Rijeka und weiter nach Pula. Leider nehmen viele Fähren den Betrieb erst ab Juni wieder auf und so war keine Fahrt mit der Fähre möglich, weder von Zadar noch von Split oder Dubrovnik. Aufgrund der Wettersituation und der fortgeschrittenen Müdigkeit habe ich mich entschieden, nur bis Dubrovnik zu radeln und dann mit einem Mietauto die lange Fahrt bis Pula zu machen. Das in der Hoffnung, an der Istrischen Küste noch ein paar Sonnentage am Meer genießen zu können. Die Hoffnung ist leider mit dem Regen dahingeronnen.

Italien - Albanien - Montenegro - Kroatien - Slowenien - Italien

In fünf Ländern war ich mehr oder weniger lang unterwegs und konnte mir ein Bild von Land und Leuten machen, habe Interessantes und teilweise Spannendes erlebt und viele nette Menschen getroffen und kennengelernt.

Italien ist landschaftlich sehr vielfältig, interessant und schön, die Berge ebenso wie die Küste. Die sehenswerten historischen Gebäude aus verschieden Epochen haben mich die ganze Reise von Nord nach Süd begleitet und beindruckt. Es ist aber unmöglich, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten anzusteuern. Die vielen kleinen Cafès in den kleinen Städten und Dörfern im Landesinneren habe ich sehr genossen. Es gibt dort sehr guten Kaffee, leckeren Imbiss und ganz köstliche Mehlspeisen und alles zu einem sehr günstigen Preis. Was für mich als Radreisender allerdings sehr prägend war und mir sehr viel mentale Kraft gekostet hat, war der immense Verkehr auf den Straßen und die rücksichtslose Fahrweise der Auto- und Lastwagenfahrer. Ich bin sehr dankbar, dass ich das überlebt habe. Erschreckend auch die Berge von Müll entlang der Straßen. 

Von all den Ländern habe ich an Albanien die besten Erinnerungen, vor allem aufgrund der freundlichen, aufgeschlossenen und netten Menschen. Ich war überrascht, wie interessiert und kontaktfreudig die Albaner gegenüber Fremden sind. Bei jedem Stehenbleiben bin ich angesprochen worden, Kinder sind mit ihren klapprigen Fahrrädern mit mir um die Wette gefahren und im Lokal bin ich auf einen Kaffee eingeladen worden. Albanien ist ein wirtschaftlich stark aufstrebendes Land. Überall wird gebaut, Straßen, Wohn- und Wirtschaftsgebäude, und in den Städten vermischen sich die Niederlassungen westlicher Konzerne mit den traditionellen Märkten. Es ist ein buntes Treiben, der Verkehr ist chaotisch, aber im Gegensatz zu Italien sind die Autofahrer absolut rücksichtsvoll.

In Montenegro haben mich die Berge, die riesigen Stauseen und ganz besonders die gewaltige Tara-Schlucht beeindruckt. Im Camp Grab habe ich nur nette, junge Menschen kennengelernt, die altersmäßig alle meine Kinder hätten sein können. Einige haben sich Sorgen um mich wegen der Raftingtour in meinem Alter gemacht. Dabei war das vergleichsweise nicht annähernd so gefährlich, wie das Radfahren auf der Küstenstraße oder in Italien.

Die Fahrt entlang der Küste von Istrien war leider total beeinflusst vom schlechten Wetter. Täglicher Regen hat es auch unmöglich gemacht, direkt entlang der Küste auf den Naturwegen zu fahren. Ich war gezwungen auf die Straße auszuweichen. Damit habe ich von der Küste nicht allzu viel gesehen und Schwimmen im Meer war leider auch nicht möglich.

An der slowenischen Küste haben mich die super ausgebauten Radwege sehr beeindruckt. So würde ich mir das auch hierzulande wünschen. In und um Triest hat mir dann der italienische Straßenverkehr wieder die volle Konzentration abverlangt. Die letzten Kilometer zurück nach Udine im Regen konnte ich dafür wieder auf Radwegen absolvieren.

Müdigkeit, Hunger und noch keine Idee

Jetzt, eine Woche nach Beendigung der Tour und dem Ende der Anspannung, spüre ich die Müdigkeit noch immer sehr stark. Außerdem könnte ich den ganzen Tag essen. Ob es eine nächste Radreise geben wird und wohin ich fahren möchte, kann ich noch nicht sagen. Ich habe noch keine Idee. Zunächst genieße ich es einmal, dass ich wieder gesund zu Hause bei meiner Frau und meiner Familie bin.

Statistik

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